Menschen am Rande der Gesellschaft nicht vergessen: Auf unsere Nachfrage bestätigte die Verwaltung, dass der Sicherheitsdienst von der Obdachlosenunterkunft abgezogen wurde. Als Grund wurden hohe Kosten angegeben. Stattdessen lässt man aber eine unbewohnte Traglufthalle bewachen. Das macht einen fassungslos.
Nach Aussage der Verwaltung sei der Sicherheitsdienst aufgrund der Gefahrenbeseitigung notwendig, um Eskalationen gerade in den Nachtstunden zu verhindern. Im November 2021 sagte die Verwaltung, dass der Sicherheitsdienst täglich von 22:30 Uhr – 07:30 Uhr mit zwei Personen im Einsatz sei. Die jährlichen Kosten wurden seinerzeit auf 160.000€ im Jahr beziffert. Die Frage, in welchem Umfang soziale Arbeit stattfindet, wurde mit einem Anteil von 0,1 Stellen beantwortet.
Dass der Sicherheitsdienst von der Obdachlosenunterkunft aufgrund der hohen Kosten abgezogen wurde, verwundert einen nicht nur deshalb, weil man stattdessen Kosten für die Bewachung einer unbewohnten Traglufthalle auf sich nimmt. Denn während die Verwaltung seinerzeit noch über die Situation an der Obdachlosenunterkunft und die notwendige Hinzuziehung eines Sicherheitsdienstes berichtete, erfolgte nun keinerlei Information an die Politik, dass man den Securitydienst abgezogen hat und demzufolge nicht mehr für notwendig erachten würde. Unseren Erkenntnissen zu Folge, ist die Situation vor Ort nach wie vor angespannt.
Anstatt Personen zu schützen, wird nun eine unbewohnte Traglufthalle bewacht. Das im Rahmen des Verwaltungshandelns von Bürgermeisterin Pietschmann zu verantwortende Vorgehen halten wir für verantwortungslos gegenüber der betroffenen Menschen, die es zu schützen gilt. Mangelnde Transparenz sowie schlechte Informations- und Kommunikationspolitik bleiben lediglich zu wiederholende Kritikpunkte. Eine Antwort auf die Frage nach den Kosten des Sicherheitsdienstes an der Traglufthalle, bleibt sie uns trotz gesetzlicher Antwortpflicht schuldig. Das man auf die Frage in der Ratssitzung keine Antwort fand, ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass ihr die Anfrage seit über einer Woche vorlag, nicht nachzuvollziehen.
Einen Sicherheitsdienst in einer Obdachlosenunterkunft einzusetzen, kann erforderlich sein. Dass es sich hierbei um eine langfristige Lösung handelt, wäre jedoch ein Trugschluss. Hierdurch können allenfalls nur die Symptome gemindert werden. Es müssten jedoch nicht nur die Symptome, sondern vor allem die Ursachen bekämpft werden. Unserer Ansicht nach sollte deutlich mehr in Sozialarbeit investiert werden, um die Probleme nachhaltig anzugehen.
Mit den neben dem Baubetriebshof aufgestellten Containern für Obdachlose zeigen wir uns nicht zufrieden. Alleine aufgrund der Lage werden ohnehin schon hilfsbedürftige Menschen, die sich bereits am Rande der Gesellschaft befinden, auch räumlich weiter isoliert. Die Container-Lösung ist in Mettmann bereits seit über 20 Jahren traurige Realität und muss nun endlich angegangen werden.
Bei der Obdachlosigkeit handelt es sich um ein ernstzunehmendes Problem unserer Zeit. Dabei darf man nicht vergessen, dass jedem ein plötzlicher sozialer Abstieg drohen kann. Jedem kann solch ein Schicksal widerfahren.
Die Ursachen von Obdachlosigkeit sind vielfältig. Häufig treffen Arbeitslosigkeit, Verschuldung und zu wenig bezahlbarer Wohnraum einzeln oder zusammen mit individuellen Ursachen wie Alkohol- und Drogenkonsum, gesundheitliche Probleme, Ehekrisen, Einsamkeit und fehlende soziale Unterstützung auf. Jeder Betroffene hat einen individuellen Verlauf und eine eigene Geschichte. Die vorgeschaltete Präventionsarbeit in den verschiedenen Bereichen ist extenziell wichtig. An dieser Stelle möchten wir auch unseren Dank an zahlreiche Vereine und Verbände in Mettmann aussprechen, die sich um die Belange dieser Menschen kümmern.
Die Situation obdachloser, aber auch von Obdachlosigkeit bedrohter Menschen muss verbessert werden. Hierzu zählen neben einer Verbesserung der Unterbringungssituation auch der Ausbau von Unterstützungs- und Hilfsangeboten in Mettmann.