Was wird aus der Stadthalle?

Seit über 2 Jahren ist die Stadthalle nun schon geschlossen. Was geschehen ist und wie es weitergeht – Ein Überblick:

Entscheidung zur Schließung:
Am 23.03.2021 haben CDU, GRÜNE, SPD, FDP, ZSM, WGME und Bürgermeisterin mehrheitlich beschlossen, den Veranstaltungsbetrieb in der Stadthalle einzustellen.

Finanzielle Auswirkungen:
Durch die Schließung der Stadthalle werden 2021 rund 100.000, danach 200.000 Euro pro Jahr gespart, sagte die Kämmerin der Stadt. Wir haben uns die Haushaltsprodukte „Kulturelle Veranstaltungen“ und „Vermietung und Vermarktung der Stadthalle“ einmal genauer angesehen und festgestellt, dass das Defizit vor Corona in 2018 bei -536.700€ und in 2019 bei -616.800€ lag. Im Haushalt 2023 wird mit einem Defizit von -661.800€ kalkuliert. Unter dem Strich ist das Defizit größer geworden.

Abriss?
Seit Oktober 2019 steht fest: Die Stadthalle ist ein Denkmal. So entschied es das zuständige Ministerium des Landes NRW. Ein Abriss ist somit an Voraussetzungen geknüpft. Ein im Dezember 2021 gestellter „Antrag auf Herstellung des Benehmens für den Abbruch der Stadthalle“ wurde abgelehnt. Es benötigt eine städtebauliche Entwicklung des Areals, ehe die Stadthalle abgerissen werden könnte. Diese liegt aber bis heute nicht vor. Von Kosten und Finanzierung ganz zu schweigen.

Sanierung?
Es gibt Stimmen, die sich gegen einen Abriss und für eine Sanierung aussprechen. In einer Petition hierzu heißt es: „Der Abriss der Stadthalle ist der falsche Schritt, weil er die beträchtlichen ökologischen Folgelasten außer Acht lässt. Umbau und Umnutzung des Bestandsgebäudes müssten auf der Tagesordnung stehen, nicht der Abriss“. Die Petition haben bereits 627 Personen aus Mettmann unterzeichnet. 660 Unterschriften sind nötig, damit Bürgermeisterin Pietschmann zu einer Stellungnahme aufgerufen wird.

Auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) sieht in dem Gebäude ein „einzigartiges Werk der Architekturgeschichte“, positioniert sich „klar für den Erhalt der Stadthalle“ und regt zum „An- und Weiterbauen“ an.

Eine Architekturstudentin hat ihre Masterarbeit der Mettmanner Stadthalle gewidmet und zeigt eine Alternative zum Abriss des denkmalgeschützten Baus auf: Ein Umbau der „Laubfroschoper“ in ein modernes „Future Lab“. Dabei würde der größte Teil der Stadthalle, nämlich 67 Prozent, erhalten bleiben.

Kritik:
Sowohl vor Schließung der Stadthalle als auch jetzt wird Kritik geübt. Die Heimatvereinigung Aule Mettmanner und die St. Sebastianer Schützenbruderschaft kritisierten die Schließung. Die Schützen befürchteten, den Mittelpunkt ihres Vereinslebens zu verlieren. Die Aule Mettmanner sehen 30.000 Besucher pro Jahr ohne Alternativen.

Zuletzt machten die Aulen Mettmanner Druck. In einem offenen Brief an die Bürgermeisterin und den Rat kritisiert der Bürgerverein Aule Mettmanner den Planungsstand zur Stadthalle. Es fehlten Kostenanalysen und Planungskonzepte für eine Entscheidung über den Abriss.

War die Schließung der Stadthalle eine perspektivlose Entscheidung? Zumindest gab es zum Zeitpunkt der Entscheidung zur Schließung noch keine konkrete Pläne. Und sie liegen auch heute noch nicht auf dem Tisch.

Finanzen:
Zu den finanziellen Auswirkungen der zukünftigen Optionen liegen keine aktuellen Zahlen vor. Im Jahr 2016 wurden mehrere Varianten durchgerechnet:

Weiterbetrieb: Die Kosten der Sanierung der Stadthalle wurden auf 4 Mio. € geschätzt.

Abbruch + Neubau: Die Kosten für einen Abbruch der Stadthalle und Neubau eines Kulturzentrums mit Bibliothek, Musikschule und VHS wurden auf 12 Millionen Euro (inkl. 1 Mio. € Einrichtungskosten) geschätzt. „Bei einem Verkauf der verbleibenden Grundstücksfläche könnten rd. 1 Mio. € Einnahme erzielt“, sodass sich das Investitionsvolumen insgesamt auf 11 Mio. € belaufen würde.

Investorenlösung: „Im Zusammenhang mit der Errichtung von Wohnungsbau auf dem größeren Teil der frei werdenden Grundstücke sollen eine kleinere, funktionale Stadthalle einschließlich Stadtbibliothek und Ersatz für die entfallenden Flächen im Mehrgenerationenhaus geschaffen werden.“ Kosten von rund 9,3 Mio. € stehen Verkaufserlösen von rund 1,6 Mio. € gegenüber. Der Investitionsbedarf dieser Variante wurde auf insgesamt 7,7 Mio. € beziffert.

Abbruch der Stadthalle: Die Abrisskosten wurden „überschlägig auf 650.000 € geschätzt“. Die im Jahr 1982 erbaute Stadthalle ist nach 41 Jahren Nutzungszeit noch nicht vollständig abgeschrieben. Die Höhe des Restbuchwerts hat im Falle eines Abrisses Auswirkungen auf Bilanz/Haushalt. Im Jahr 2016 wurde der Restbuchwert auf rund 9 Millionen Euro beziffert. Bis zum Jahr 2023 wurden im städtischen Haushalt insgesamt knapp 1 Millionen Euro weiter abgeschrieben. Der aktuelle Restbuchwert müsste sich demnach auf etwa 8 Millionen Euro belaufen. Ein Abriss würde unseren Recherchen nach zu einer einmaligen Sonderabschreibung i.H.v. derzeit 8 Mio. führen – problematisch für den Haushalt der Stadt Mettmann.

Ausblick:
Die Stadt Mettmann beschreibt den aktuellen Bearbeitungsstand mit den Worten: „Konkretisierung des Nutzungskonzeptes zur Vorbereitung eines Architektenwettbewerbes. An den Überlegungen und Planungen zum Stadthallenareal wird kontinuierlich gearbeitet.“

Die Zukunft der Stadthalle ist weiter ungewiss. Bei der Entscheidung sind verschiedene Belange und Interessen zu berücksichtigen. Hierzu bräuchte es vor allem einen Dialog zwischen allen Beteiligten aus Verwaltungsspitze, Politik, Kulturschaffenden, Vereinen und den Bürgern. Der Blick sollte letztlich immer auf die Nutzer gerichtet werden.

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